Weiße Filme

Eine leere Kinoleinwand? Nein, sondern eine vielsagende Farbe der Unschuld, Leere und des Neubeginns

Wenn man von Weiß spricht, spricht man zugleich von der Summe aller Farben. Weiß ist die hellste Farbe, gleißend wie das Sonnenlicht, und doch gilt sie als „unbunt“. Im Kino fängt alles mit Weiß an: Mit einer leeren Leinwand, auf die man voller Vorfreude blickt und auf die zu projizierenden Bilder wartet (wenn es denn keinen samtenen Vorhang mehr gibt), während Kinder sie vor oder nach einem Film begeistert erobern, um darauf ihre eigenen Schattenspiele zu spielen. In zahllosen Filmen wird Weiß bedeutungsvoll als markante Signalfarbe eingesetzt: als Farbe der Unschuld und Reinheit, ebenso als die Farbe des Friedens, der Stille und der Leere. Damit nähert sie sich metaphysischer Bedeutung – während sie in der Waschmittelwerbung häufig eher „entweiht“ wird: zugunsten der Wäsche, die weißer als weiß ist. Unsere Kollektion assoziiert die vielen Facetten von Weiß in Filmen. Mal strahlt es „unschuldig“, sogar in Schwarz-weiß-Filmen wie „Panzerkreuzer Potemkin“, wenn der Kinderwagen mit einem Baby in blütenweißer Wäsche die Treppe in Odessa herabstürzt, oder wenn in einem Kurzfilm wie „Pawo“ das Weiß der Ursprung allen Erzählens ist: Erst die kunstvollen Striche eines Zeichners erschaffen aus der weißen Leere Figuren, die lebendig werden, sich bewegen, etwas erleben, sich selbst erfahren. Mal überdeckt der Schnee mit frischer Unschuld die Welt und deren Sorgen, mal gilt Weiß in seiner „Reinheit“ als stilistisches Mittel einer allein auf die Form konzentrierten Architektursprache. Wie auch immer: Weiß im Kino lässt einen immer Neues entdecken und macht staunen.